Forschung & Publikationen

Als neue Direktorin des IWE und Besitzerin einer durch die Alexander von Humboldt erteilten Professur für angewandte Ethik von künstlicher Intelligenz, setzt Prof. Dr. van Wynsberghe einen neuen Forschungsschwerpunkt für das IWE. Dieser neue Schwerpunkt strebt nach der Erschaffung eines standhaften und umfangreichen Fundaments für die öffentlichen Richtlinien einer grünen, angemessenen sowie nachhaltigen Entwicklung und Nutzung von KI. Um diesen Forschungszweig weiter voranzutreiben, wurde das Sustainable AI Lab innerhalb des IWE gegründet.

Die Säulen der Forschung des IWE sind:

Die Ethik von KI und Robotik

Hauptleiterin: Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe

Mitglieder: PD Dr. Sebastian Knell | Larissa Bolte | Sophia Falk | Dr. Tijs Vandemeulebroucke

Die tiefgreifende Entwicklung und Nutzung von Robotik und künstlicher Intelligenz (KI) im 21. Jahrhundert hat sowohl Optimismus für den Fortschritt, als auch Besorgnis um die Verwaltung gesellschaftlicher Werte und Menschenrechte hervorgebracht. Die Säule des IWE für die Ethik von Robotik / KI befasst sich mit den Auswirkungen dieser Technologien auf: das Leben von Individuen, Infrastrukturen und die globale Gesellschaft. Sie untersucht ein Spektrum ethischer Fragen, die den einzelnen Phasen des Lebenszyklus der Robotik / KI entspringen, unter anderem bezüglich Ideengenerierung, Entwicklung, Einsatz und Steuerung. Forscher*innen in diesem Bereich stützen sich auf konzeptionelle Instrumente aus den verschiedenen Bereichen der angewandten Ethik und der normativen Ethik, wie z.B. der Technikethik, der Umweltethik und der Ethik der Pflege, um nur einige zu nennen.

Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit

Leitung: Dr. Christina Pinsdorf

Das IWE betreibt sowohl theoretische als auch praktische Forschung zu Mensch-Natur-Verhältnissen. Im Anthropozän werden die immensen Herausforderungen durch Klimawandel, ökologische Krisen und eine beispiellose Urbanisierung immer deutlicher. Neben politischem Handeln, Verhaltensänderungen und technischen Innovationen bedarf es einer kontinuierlichen Analyse der ethischen Grundlagen von Umweltherausforderungen sowie von Lösungsvorschlägen, die darauf abzielen, den anthropogenen Einflüssen zu begegnen. Die IWE-Forschungssäule Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit erforscht die philosophischen und ethischen Dimensionen planetarischer Mensch-Natur-Verhältnisse in ihrer gesamten Bandbreite: von der Wildnis bis zur Megacity, von nicht-humanen Tieren bis zu Ökosystemen. Die Forschung in dieser Säule ist oft interdisziplinär und untersucht Konvergenzen von Natur- und Umweltethik mit Bereichen wie technologischer Innovation, Landnutzung und Stadtgestaltung. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Nachhaltigkeit liegt den Forschungsprojekten zugrunde und verbindet sie.

Neuroethik

Hauptleitung: Prof. Dr. Bert Heinrichs

Die Neuroethik, im weiten Sinne, ist der Zweig der angewandten Ethik, der sich mit der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklungen rund um das menschliche Gehirn befasst. Darunter fallen Bildgebungsverfahren, die einen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns liefern und sowohl für wissenschaftliche als auch medizinische Zwecke eingesetzt werden. Weiterhin umfasst dies (invasive und nicht-invasive) Interventionen zur Veränderung von Gehirnzuständen. Aktuell viel diskutierte Themen der Neuroethik sind, beispielsweise, Fragen des Neuroenhancement und der Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer, aber auch spezifische Fragen betreffend Einwilligungserklärungen, etwa in der Alzheimer-Forschung. Darüber hinaus fokussiert sich die Neuroethik zunehmend auf die Nutzung von KI. Von besonderem Interesse sind hierbei Fragen bezüglich der Interaktion zwischen Mensch und Maschine, sowie der Vorhersage von Hirnerkrankungen und Charakterzügen. Durch die Arbeit des IWE sollen derartige philosophische und ethische Fragen verständlicher gemacht und Ansätze entwickelt werden, die eine verantwortungsbewusste Forschung und Implementierung ermöglichen.

Künstliche Intelligenz, Politik und Macht

Hauptleitung: Dr. Şebnem Yardımcı Geyikçi

Die Forschungssäule Künstliche Intelligenz, Politik und Macht analysiert den Wandel der Zivilgesellschaft, der Öffentlichkeit und des Staates im neuen Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Die Neudefinition von Institutionen, Interessen und Interaktionen sind Schlüsselkomponenten dieses Wandels. Der zunehmende Einsatz von KI in Entscheidungsprozessen beeinflusst die Art der Verantwortlichkeit und Transparenz und verändert die Parameter der Machtverteilung zwischen Staat und Gesellschaft. Das, was die Akteure durch politisches Handeln zu erreichen versuchen, z.B. ihre Interessen, nimmt daher neue Bedeutungen und Formen an. Ebenso werden die Interaktionsmechanismen, die als die Gesamtheit der Beziehungen zwischen den Akteuren bezeichnet werden können, neu geordnet. So führt der Einsatz von KI im öffentlichen Raum zu neuen Formen der politischen und sozialen Organisation mit wichtigen Auswirkungen auf die Zukunft von Demokratie und Bürgerbeteiligung. Studien haben auch gezeigt, dass der fortgeschrittene Einsatz von KI die institutionellen Strukturen, die Interessen und Interaktionen zusammenhalten, verändert. So stellt die Entwicklung neuer KI-Technologien die traditionelle Art und Weise, wie politische Systeme organisiert sind, in Frage. Angesichts dieser komplexen Veränderungen soll der Forschungsschwerpunkt KI, Politik und Macht zu einem kritischen Verständnis dieses Wandels beitragen, indem er die sich ständig verändernden Beziehungen zwischen Staat, Gesellschaft und Öffentlichkeit aufdeckt, die die Zukunft der Politik prägen werden. Dieser Forschungsschwerpunkt ist inspiriert von dem Projekt "Datenverschmutzung und Macht" (Data Pollution and Power), das 2022 im Sustainable AI Lab durchgeführt wurde.
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